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Der Film-Thread


obispo
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There Will Be Blood

Kurz zur Story: Anfang des 20. Jahrhunderts. Der Film beginnt damit, daß Daniel Plainview (Daniel Day-Lewis, Oscar-prämiert) in einem Stollen nach Silber sucht (alleine diese Sequenz am Anfang, die mehr als eine Viertelstunde ohne Dialoge auskommt und fast schon schmerzhaft intensiv ist, ist äußerst beeindruckend). Er wird am Ende auch fündig - allerdings findet er nicht Silber, sondern Öl!

Dies ist der Startschuß für seine Karriere als Ölmann, wie er sich selbst gerne nennt, die ihn innerhalb weniger Jahre zu einem reichen Mann werden läßt. Irgendwann, als er schon mit einigen wenigen Bohrtürmen im Geschäft ist, bekommt er von einem jungen Mann namens Paul Sunday einen wertvollen Tip: Es gibt da ein kleines Städtchen mitten in der Pampa; dort wächst eigentlich nichts, die Leute leben von Schafzucht. Aber seit kurzem ist dort Öl an der Erdoberfläche zu finden. Ein Zeichen dafür, daß unter der Erde ein großes Erdölvorkommen verborgen liegt.

Plainview macht sich mit seinem Ziehsohn H.W. - dessen wirklicher Vater bei einem Bohrunfall stirbt und den Daniel Plainview gerne auch bei Verhandlungen mit den Menschen einsetzt, um sich als Familienmensch darzustellen - auf in die besagte Stadt, kauft das ganze Land auf und beschäftigt die Leute dort an den Bohrungen. Der einzige Dorn in seinem Auge ist ein junger Prediger und Wunderheiler - Eli Sunday, seines Zeichens Zwillingsbruder von Paul Sunday - der seine Gemeinde genauso aggressiv zu vergrößern versucht wie Plainview sein Vermögen und seine Anhängerschaft. Somit haben wir hier auch eine Konkurrenz, die sich durch den ganzen Film ziehen wird, insb. angesichts der Tatsache, daß Plainview nicht gerade als religiös bezeichnet werden kann.

Das ist nur ganz grob der Grundriß der Geschichte. Was Regisseur Paul Thomas Anderson allerdings lose basierend auf Upton Sinclairs Roman "Öl!" und mit Hilfe seines Hauptdarstellers Daniel Day-Lewis hier abliefert, ist - um es klipp und klar zu sagen - ein epochales Meisterwerk, das zurecht jetzt schon in einem Atemzug mit früheren Giganten wie Citizen Kane, Pate 1+2, 2001usw. genannt wird!

Vor allem anderen fällt natürlich zuerst die Leistung von Daniel Day-Lewis auf, die eigentlich kaum zu beschreiben ist und stattdessen erlebt werden muß! Er spielt nicht die Rolle des Daniel Plainview, er IST Daniel Plainview. Dabei ist er so beeindruckend, daß er selbst besser als der junge Brando oder etwa de Niro in seinen besten Rollen wirkt. Mit dieser Rolle wird man ihn noch nach 50 Jahren identifizieren, da bin ich mir sicher. Dabei ist der Charakter Plainview zum Glück nicht so eindimensional wie etwa Bill the Butcher aus Gangs of New York es teilweise war, sondern bietet genug Eigenschaften, die DDL perfekt darstellt.

Im Übrigen halte ich nichts von den ganzen Rezensionen, in denen Plainview als das personifizierte Böse oder so bezeichnet wird - denn das ist er definitv nicht. Seine einzige Schwäche und zugleich Triebfeder ist seine Gier - vor allem nach Geld und auch nach Liebe, wie ich finde. Somit ist der Film weniger eine beißende Kritik am amerikanischen Wertesystem, am Erdölgeschäft oder etwa an den Parallelen zwischen Religion und Kapitalismus, wie das teilweise kolportiert wird, sondern eine grundsätzliche Analyse dieser einen urmenschlichen Schwäche - der Gier. Damit könnte das Setting jedes beliebige sein... Plainview muß nicht zwangsläufig ein Ölmann sein, er könnte z.B. Politiker sein, Chefredakteur, Fabrikant, einfacher Arbeiter oder was auch immer. Der Film würde in jedem beliebigen Setting funktionieren, weil es eben nicht um eine Kapitalismuskritik geht.

Weitere Pluspunkte sind die weiteren, größtenteils unbekannten Darsteller, die zwar gegen die erdrückende Leinwandpräsenz von DDL keine Chance haben, aber ihre Sache dennoch gut machen. Vor allem Dillon Freasier als H.W. Plainview und Paul Dano als Paul/Eli Sunday wissen sehr zu gefallen.

Weiters wäre die tolle Kameraarbeit zu nennen (ebenfalls Oscar-prämiert), die es virtuos versteht, schwelgerische Naturaufnahmen, düstere Shots im Dunkeln der Erde oder der Nacht und vor Kraft strotzende Ereignisablichtungen zu kombinieren, und damit visuell einen ähnlich zerrissen-differenzierten Eindruck zu hinterlassen, den man auch mit dem Charakter von Plainview hat.

Auch die Musik paßt hervorragend zum Film... verantwortlich dafür zeichnet Jonny Greenwood, seines Zeichens Gitarrist von Radiohead, der weniger einen herkömmlichen Soundtrack kreiiert hat, sondern "vielmehr vertonte Stimmung und Gefühle", wie ein guter Freund es passend ausgedrückt hat. Man meint fast, daß sie eher einem europäischen Autorenfilm entstammen könnte, was die Kopflastigkeit des Films verstärkt, die trotz der klassischen Hollywood-Visualität eindeutig evident ist.

Kurz zusammengefaßt: Ein Meisterwerk, das sehr viel Platz für Interpretationen läßt und sicherlich kein einfacher Film für zwischendurch ist. Wer sich darauf einläßt, wird durch einen Film belohnt, der meiner Meinung nach der beste Film seit längerer Zeit ist und ganz allgemein zu den Top 10 Movies überhaupt gehört (und nicht nur die #26 ist, wie momentan bei IMDB).

Es kann dafür keine andere Note geben als volle 10 Punkte!

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Dann machen wir mal weiter.

NO COUNTRY FOR OLD MEN:

Irgendwo in Texas... Jäger Llewelyn Moss (Josh Brolin) stößt auf seiner Jagd in der texanischen Steppe auf die Überreste eines Drogendeals, der wohl nicht ganz so wie geplant verlaufen ist. Ein paar Pickups, einige Leichen, ein Überlebender (der Wasser will, was er ihm nicht bieten kann) eine Ladefläche voll Drogen und ein Koffer mit 2 Mio. Dollar - das ist die Szenerie, die er vorfindet. Er nimmt den Koffer mit in seinen Wohnwagen. In der Nacht plagt ihn sein Gewissen, er nimmt einen Kanister voll Wasser und geht nochmal zum Tatort, um dem Überlebenden das Wasser zu geben. Als er dort ankommt, wird er von mexikanischen Killern überrascht, die ihrerseits Jagd auf ihn machen. Aber er kann ihnen doch noch entkommen, indem er leicht verwundet in den nächsten Fluß springt. Ab da befindet er sich mit dem Geld auf der Flucht und gleichzeitig auf der Jagd nach seinen Häschern.

Parallel dazu wird auch die Geschichte des psychopathischen Killers Anton Chigurh (Javier Bardem, oscar-prämiert) erzählt. Dieser kann gleich am Anfang aus der polizeilichen Obhut entkommen und zieht mit seiner Sauerstoffflasche und einem Druckluft-Tötungsapparat durch die Lande. Sein Ruf ist mittlerweile fast schon legendär, so daß er von denjenigen, denen das Drogengeld gehört, engagiert wird, dem Geld auf die Spur zu kommen - glücklicherweise haben sie einen Signalgeber im Koffer angebracht, so daß es nur noch eine Frage der Zeit, bis Chigurh dem Geld auf die Spur kommt.

Ebenfalls parallel dazu und eher als übergeordnetes Rahmenwerk folgen wir den Ermittlungen durch den alternden Sheriff Ed Tom Bell (Tommy Lee Jones), der durch seine unaufgeregte, teilweise sarkastische, oberflächlich desinteressiert wirkende, aber von der Weisheit, die das Alter und der Job mit sich gebracht haben, geprägte Art auffällt.

Dies alles und noch etwas mehr spinnen die Coen-Brüder zu einer filmischen Reise in die Abgründe der menschlichen Seele zusammen... vor allem durch den Charakter Chigurh dargestellt, der zwar ein wahnsinniger Killer ist, dabei aber scheinbar seine Prinzipien hat und diese auch strikt einhält. Llewelyn Moss erscheint hierbei zwar als der "Gute" im Film, ist aber auch nicht so der astreine Mensch, den man sich als Schwiegersohn wünschen würde. Immerhin fängt die ganze Geschichte ja damit an, daß er der Versuchung nicht widerstehen kann, das Drogengeld zu nehmen.

Auf jeden Fall schaffen es die Coen-Brüder, ein Netz aus Story-Fäden zu spinnen, das den Zuschauer fesselt und sehr spannend ist. Man will wirklich wissen, wie sich dieses ungleiche Duell zwischen Psychopath und dem unaufdringlichen Jäger entwickelt - und vor allem, wie es sich auf ihre Umwelt auswirkt. Ohne die überraschenden Elemente der Story zu verraten, kann man zumindest sagen, daß die Coen-Brüder wie gewohnt einiges Unerwartete aufbieten, bis es zum Ende kommt, das viele Menschen verstört und unbefriedigt zurückgelassen haben soll. Ich finde es jedoch durchaus passend. Abgesehen davon zeigen sie ihre unnachahmliche Art, einen Film mit kleinen, teilweise innovativen Details zu bereichern. Dazu gehören die superbe Kameraarbeit, der trockene Humor, das Spiel mit Objekten und den Lichteffekten etc.

Abgesehen davon überzeugt natürlich auch hier der Cast. Allen voran Javier Bardem als wie erwähnt psychopathischer, jedoch überwiegend gesittet auftretender Killer, der lediglich seinen eigenen Prinzipien folgt und vor nichts und niemandem zurückschreckt. Die in kurzen Phasen fast schon diabolische Präsenz von Bardem als Anton Chigurh wurde dabei vollkommen zurecht mit dem Oscar prämiert. Gleich am Anfang, als er sich aus der Obhut der Polizei befreit, sieht man das mit am deutlichsten.

Auch T.L. Jones und J. Brolin sind sehr gut in ihren Rollen. Vor allem J. Brolin gefällt mir als teilweise lethargischer, sturer und tougher Ex-Soldat-Jetzt-Jäger.

Aber ich hatte ehrlich gesagt deutlich mehr von diesem Film erwartet... von dem, was ich darüber gelesen habe, war das ein ganz klarer 10er-Kandidat für mich, zumal ich großer Fan der Coen-Brüder bin. Aber dazu reicht es nicht. Dafür wäre mehr nötig gewesen als nur gute Schauspieler, gewohnt ungewöhnliche Erzählweise und die kleinen Details... ich denke, sie hätten mehr aus dem Film machen können, wenn es keine Roman-Adaption gewesen wäre und sie deutlich mehr ihres schriftstellerischen Genies in den Film hineingesteckt hätten. Dies ist aber nicht der Fall, was den Film fast schon normal werden läßt. :)

Dennoch ein sehr guter Coen-Bros-Film, der jedoch noch Luft nach oben hat. Note 8.5

Edited by Cassini-Huygens

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Ich habe Sweeney Todd auch vor fast zwei Wochen gesehen und ich bin einfach nur begeistert.

:knee:

Definitiv einer meiner absoluten Lieblingsfilme. Ein schaurig schönes Horromusical mit einer Portion schwarzen Humor. Einfach toll :up:

Johnny Depp hat wie immer klasse gespielt und einfach fabelhaft gesungen. :wub:

Schade, dass er für den Rolle den Oscar nicht bekommen hatte, denn den hätte er echt verdient.

Besonders interessant fand ich auch die weitere Bessetzung des Films: 3 der Harry Potter Darsteller + Sacha Baron Cohen (Borat :D ) und in einer ganz kleinen Rolle Anthony Stewart Head (Buffy). ;)

Neben Johnny fand ich besonders Helena Bonham Carter klasse. Als schräge Bäckerin war sie definitiv eines der Highlights des Films.

Edited by *Amy*

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Oh ja "Sweeney Todd" will ich auch unbedingt noch sehen - ich hoffe bald :D

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Besonders interessant fand ich auch die weitere Bessetzung des Films: 3 der Harry Potter Darsteller + Sacha Baron Cohen (Borat :D ) und in einer ganz kleinen Rolle Anthony Stewart Head (Buffy). ;)

Neben Johnny fand ich besonders Helena Bonham Carter klasse. Als schräge Bäckerin war sie definitiv eines der Highlights des Films.

wen hat denn der "giles" in sweeny todd gespielt ? ist mir gar nicht aufgefallen.

oh ja helena bonham carter ist auch seit harry potter eine meiner liebsten schauspielerinnen. find sie einfach genial. und sie passt total zu johnny.

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Ich hatte ihn ehrlich gesagt auch nicht in dem Film bemerkt. Erst als ich die Liste des Cast´s gesehn hatte, ist er mir aufgefallen ;)

Dafür habe ich bei deviantart.com ein Bild von der Szene gefunden, in der er auftaucht :)

Klick

Schade, dass er nicht auch seine Stimme zum besten gegeben hat. In dem Buffy Musical war er einfach toll :)

Edited by *Amy*

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hab grad SWEENY TODD im kino geschaut. also ich bin ja sooooo begeistert . wieder ein typischer depp - film. ein bisschen skuril , verrückt und abartig. :vomstuhlfall:

Bin leider erst jetzt dazu gekommen, ihn mir anzusehen. Ein grandioser Burtonfilm, wie eigentlich alles von ihm... und Johnny ist da sozusagen immer das Sahnehäubchen obendrauf :love2: .... aber es stimmt schon, ziemlich brutal, musste auch ein paar mal die Augen zumachen und wegucken :couch: vor allem hätte ich nicht gedacht, dass Mr Depp so bösartig gucken kann! :gotcha:

Alles in allem: wer Filme von Tim Burton mag, der wird diesen Film lieben... schauerliche Musik, tolle Kostüme und Kulissen und diesen einzigartigen Stil!!!

Da haben Mr Depp und Mr Burton ja mal wieder was dolles auf die Beine gestellt!!! :up:

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There Will Be Blood

[...]

Es kann dafür keine andere Note geben als volle 10 Punkte!

Ich bin letzte Woche endlich auch dazu gekommen mir den Film anzuschauen, und kann dir wirklich in allen Punkten voll und ganz zustimmen!

"There Will Be Blood" ist ein wahrlich beeindruckender Film, und das Beste was ich seit langem gesehen habe! :up:

Auch ich vergebe 10 von 10 Punkten!

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Schön, daß ich mit der Meinung nicht alleine bin. :)

Dafür nun der nächste Oscar-nominierte Film:

MICHAEL CLAYTON:

Michael Clayton (George Clooney) arbeitet als "Saubermacher" für eine erfolgreiche Anwaltskanzlei. Am Anfang des Films bekommt er einen einfachen Auftrag - er soll einem fahrerflüchtigen Klienten behilflich sein, aus der Sache herauszukommen. Das wird recht schnell erledigt, daraufhin rast er in seinem Mercedes durch die Morgendämmerung, als er auf einer Weide ein paar Pferde sieht... er steigt aus, um sie sich anzusehen - auf eine traurige Art und Weise, die man sich da noch nicht erklären kann. Was für ein Glück er dabei hat - denn wenige Minuten später fliegt sein Auto dank einer Sprengladung in die Luft!

Schnitt - vier Tage zuvor. Clayton wird von seinem Chef (Regie-Altmeister Sydney Pollack) auf seinen Kollegen Arthur Edens (Tom Wilkinson, oscar-nominiert) angesetzt. Dieser ist ein begnadeter Anwalt und momentan mit der Verteidigung eines großen Lebensmittelkonzerns betraut, ein milliardenschweres Verfahren, von dessen erfolgreichem Ende auch eine lukrative Fusion der Anwaltskanzlei mit einer anderen Kanzlei abhängt. Eigentlich eine einfache Angelegenheit - wenn, ja wenn Arthur Edens sich nicht wie ein Verrückter aufführen würde. Bei einer Anhörung von Zeugen legt er einen Strip hin und tanzt auf dem Tisch, was per Kamera festgehalten wird. Danach geht es noch wilder weiter... als ob das nicht genug wäre, scheint er auch die Seiten wechseln und die Anklage gegen den Lebensmittelkonzern antreiben zu wollen.

Wie gesagt, Clayton wird beauftragt, die Sache wieder in Ordnung zu bringen, seinen alten Freund zur Raison zu bringen und das Verfahren und damit die Milliarden zu retten. Parallel dazu fühlt sich die Assistentin des Lebensmittelkonzerbosses - gespielt von Tilda Swinton, oscar-prämiert - ebenfalls gezwungen, ihre eigenen Maßnahmen zu ergreifen, um ihre Firma vor einer Blamage zu bewahren.

"Michael Clayton" ist ein überaus konventioneller (bei mir: im positiven Sinne) Film und erinnert in seinem Erzähltempo und der Charakterzeichnung an Filme aus den 70ern. Eine häufige Kritik am Film dabei lautet, daß die Story nicht gerade vom Hocker reißt, daß man solcherlei Geschichte um bösen Konzernen und dunklen Geheimnissen um sie schon oft und manches Mal auch deutlich besser gesehen hat. Das stimmt. Die Story wird nur langsam weiter entwickelt, es gibt keine großen Überraschungen, man kann sich schon recht bald ein Bild über die Verstrickungen machen und dann dem Ende des Films entgegenfiebern.

Der Reiz auch dieses Films geht jedoch meiner Meinung nach von den Darstellern aus.

Tilda Swinton als die nervöse, kühle Karrierefrau, die sich immer wieder beweisen muß und auf keine Fall einen Fehler machen will, ist überzeugend und hat einigermaßen überraschend, aber nicht zu unrecht den Oscar als beste Nebendarstellerin gewonnen.

Tom Wilkinson als Superanwalt, der zwar reichlich spät, aber dafür umso eindrucksvoller sein Gewissen findet und diesem mit einem Hauch von Wahnsinn folgt, ist oberflächlich gesehen zwar eine schwierige Rolle, dürfte für aber einen solch erfahrenen Schauspieler wie Wilkinson kein allzu großes Problem darstellen. Es ist, so denke ich, eine dankbare Rolle - denn diese leicht irren Charaktere sind mit etwas Talent leichter zu spielen, als total verschlossene oder ganz durchschnittliche Personen. Nichtsdestotrotz macht Wilkinson seine Sache wenig überraschend sehr gut.

Und schließlich George Clooney, der für diese Rolle zum dritten Mal insgesamt und zum ersten Mal als bester Darsteller für den Oscar nominiert wurde. Wenn man bedenkt, daß der Film mehr oder weniger auf der Figur des Michael Clayton und damit auf der Leistung von G. Clooney aufbaut, muß er diese Aufgabe ja recht gut erfüllt haben, wenn er dafür auch noch für den Oscar nominiert wurde. Und ja, das hat er in der Tat. Die Figur des Michael Clayton wird dabei glücklicherweise nicht nur als disziplinierter Saubermacher-Anwalt der Kanzlei dargestellt, sondern auch mit anderen Facetten - z.B. als bemühter, aber nicht wirklich überzeugender Vater... oder als leicht verzweifelnder Bruder. Immer wenn er alleine seinen Job macht, ist Michael Clayton durch und durch Profi und top, aber im Zusammenspiel mit anderen Menschen merkt man, daß auch er gewisse Schwächen hat. Sehr deutlich wird auch, daß Clayton eigentlich nicht wirklich zufrieden ist mit seiner Rolle in der Kanzlei... lieber wäre er normaler Anwalt im Gerichtssaal und nicht der zwielichtige Mann für alles. G. Clooney schafft es, diese kleine Zerrissenheit des Charakters beinahe unprätentiös wiederzugeben. Sein Minenspiel und seine Leinwandpräsenz sind beeindruckend und er trägt in der Tat den Film - zumindest meiner Meinung nach.

In dem Zusammenhang sollte eine weitere Kritik erwähnt werden, die man so liest: Über die Vergangenheit von Michael Clayton würde nicht viel verraten werden... seine dunkle Vergangenheit, die nicht ganz so legalen Aktionen, mit denen er seinen guten Ruf in der Branche aufgebaut hat, würden nicht thematisiert. Das ist richtig. Aber kann keine ernst gemeinte Kritik sein. Was hätten sie machen sollen? Immer wieder mal Dialogfetzen wie "Weißt du noch Michael, wie du vor 5 Jahren diesem Mann die Beine hast brechen lassen?" Nein, ich finde es gut, wie die Charaktere ohne sehr viel Hintergrund eingeführt werden. Man muß ja nicht alles wissen.

Vom Handwerklichen her muß sich der Film ebenfalls nicht viel gefallen lassen... wenn man sich nicht unbedingt auf die genannten Kritikpunkte versteifen möchte. Die Regiearbeit überzeugt, der Film trägt eine eindeutige, teils düstere, teil beklemmende, teils triste Handschrift, die Kameraführung ist unauffällig und gut, die musikalische Untermalung passend zur aufgebauten Atmosphäre.

Alles in allem ein durchaus konventioneller, behäbiger Thriller, der weniger Wert auf die Story legt - die in anderen Filmen sicher besser erzählt wird - sondern durch seine gefällige Inszenierung und seine guten Schauspieler überzeugt. Kein überragendes Werk, aber mir hat er durchaus gefallen - aber ich bin auch ein überzeugter Clooney-Fan. ;)

Note: 8.

Edited by Cassini-Huygens

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  • 1 month later...

Ich war gestern in "Die Welle", der ja nach diesem Buch gedreht wurde. Ich fand den Film sehr gut und erschreckend zugleich, wie leicht man Menschen für seine Zwecke manipulieren kann, wie es ja in Diktaturen der Fall ist. Sehr gut gemacht und gute Psychostudie. Das Buch möchte ich bei Gelegenheit aufjedenfall auch noch lesen.

Edited by Senem

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Was für ein Zufall - habe den Film heute auch gesehen :)

Aber ich kannte das Buch schon. Hatten wir damals in der 7. oder 8. Klasse im Deutschunterricht gelesen. Fande die Geschichte damals schon erschreckend.

Zum Film kann ich diesbezüglich mal einmal sagen, dass dieser nicht schlechter als das Buch ist, oder aber ich habe das Buch nicht mehr genügend in Erinnerung. Habe es nämlich seit dem nicht noch ein zweites Mal gelesen, aber hatte nicht den Eindruck. Denn meistens ist es ja so, oder mir geht es jedenfalls so, dass ich das Buch meistens besser als den Film finde, wenn ich das Buch vorher schon gelesen hatte.

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  • 6 months later...

Wow ich habe es am Wochenende jetzt tatsächlich mal geschafft "Keinohrhasen" und "Sweeney Todd" zu gucken :D

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Keinohrhasen war schon lustig! :) Tolle Schauspieler besonders die 3 Hauptdarsteller Til :naughty: , Nora :knee: und Matthias :wub:! :D Kann aber trotzdem nicht so ganz verstehen, warum der Film nun so erfolgreich geworden ist :gruebel:

Swenney Todd hat mir auch gefallen - natürlich wegen Johnny :sabber: Nee quatsch, natürlich nicht nur ;) Ich mag generell solche Filme, die in einer solchen Zeit spielen. Mir gefällt die Kleidung sehr usw. Außerdem war der Film teilweise ja auch recht...eklig :D Aber das "Singen" hat mich dann doch etwas genervt mit der Zeit. Ich habe es mit Untertiteln geschaut, da ich sonst nicht alles verstanden hätte und das Lesen hat dann schon ziemlich genervt, na ja, aber sonst wie gesagt, echt gut gemacht :up:

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Kann aber trotzdem nicht so ganz verstehen, warum der Film nun so erfolgreich geworden ist :gruebel:

das versteh ich auch nicht. ich finde keinohrhasen ist extrem langweilig und eben ein 0-8-15 film. der hat mich absolut nicht überzeugt. :suspicious: :nailfile:

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  • 2 weeks later...

Sooo.

Da ich gerade weiter vorne im Thread gelesen hab, dass sich auch hier an Daniel Craig einige Geister scheiden, wollt ich doch nochmal auf den neuen Bond aufmerksam machen ;)

Heute ist Weltpremiere in London und in die deutschen Kinos kommt er ab dem 6. November. Titel: Ein Quantum Trost.

Also die zahlreichen Previews die im Netz rumgeistern lassen ja schonmal auf einen etwas anderen Bond-Film schliessen... Ich für meinen Teil werd ihn mir auf jeden Fall reinziehen, und kanns ehrlich gesagt kaum noch erwarten! :smoke:

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  • 2 weeks later...

Ich hab eben gerade "Das Experiment" im Fernsehen gesehen. War wirklich gut gemacht und extrem verstörend manchmal. Da geht es ja um ein psychologisches Experiment in dem ein Gefägnis simuliert wird und die freiwilligen Versuchspersonen willkürlich in Wärter und Häftllinge unterteilt werden. Dementsprechend verhalten sie sich auch. Nach einigen Tagen fangen die Wärter immer härter durchzugreifen um Diszplin und Ruhe in die Menge zu bringen. Was für sadistische Psychofoltern hinterher angewendet wurden...ich glaube so in etwa muss es in den KZs zugegangn sein. Echt krass und ziemlich hart.

Aber am Freitag hab ich einen viel harmloseren Film gesehn, nämlich "Dance". Der Name sagt es schon, es handelt sich um einen Tanzfilm. Ich kann ja diese klassischen Tanzfilme aus den 8oern gar nicht ausstehen, aber die moderneren sind echt gut. "Save The Last Dance" ist auch toll. Und in "Dance" gab es auch wundervolle Tanzszenen, wo ich nur staunen konnte. Besonders als der Tango drankam und dann auch noch zwei Typen und ein Mädel auf der Tanzfläche getantzt haben. Erotik pur, kann ich da nur sagen. :sabber: Ich zitiere mal ein Mädchen aus dem Film: "Ich würde töten, um so tanzen zu können".

Edited by Senem

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Ich hab vor längerem "PS: ich liebe dich" im kino gesehen und hab mir nun die DVD gekauft.

Im Film ist ein jüngeres ehepaar und ihr Mann stirbt an krebs oder so, hat ihr aber zuvor briefe geschrieben die sie nach seinem

Tod zugestellt bekommt, jede woche eine Brief der sie wieder zurück ins leben bringen soll und das ganze ein jahr lang.

Der Film ist so wunderschön und an manchen stellen laufen sogar mir die Tränen herunter.

Kann ich nur empfehlen.

LG: Ralph

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Ich hab vor längerem "PS: ich liebe dich" im kino gesehen und hab mir nun die DVD gekauft.

Im Film ist ein jüngeres ehepaar und ihr Mann stirbt an krebs oder so, hat ihr aber zuvor briefe geschrieben die sie nach seinem

Tod zugestellt bekommt, jede woche eine Brief der sie wieder zurück ins leben bringen soll und das ganze ein jahr lang.

Der Film ist so wunderschön und an manchen stellen laufen sogar mir die Tränen herunter.

Kann ich nur empfehlen.

LG: Ralph

PS ich liebe dich ist wirklich total schön, ich war da die ganze zeit am flennen, soooo traurig. :sniff2:

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PS Ich liebe dich habe ich am Wochenende auch mit ein paar Freunden geguckt und obwohl ich kein Fan von Liebesfilmen bin, fand ich den doch recht gut. ;)

Die Besetzung der Nebenrolle fand ich auch recht interessant :) Lisa Kudrow (Pheobe) aus "Friends" und James Marsters (Spike) aus Buffy :D

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