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Mirabeau

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  1. Allzu sehr sollten wir uns aber über die Amerikaner mit Verweis auf dieses Faktum nicht erheben: Wenn ich mir so manchmal Panorama, Monitor oder SpiegelTV anschaue, lässt sich eine latent vorhandene, manipulierende Themenselektion feststellen. Es werden ganz bewusst bestimmte aktuelle, oftmals innenpolitische Debatten und Ereignisse ausgeblendet, simultan werden andere Themen überbetont. Dem Zuschauer werden reihenweise "Aufreger" präsentiert, er erhält ein emotional geprägtes, unilaterales Bild vom Weltgeschehen. Einigen wir uns doch darauf: In leicht propagandistischen, indoktrinären Inhalten haben wir Deutschen - was die Qualität anbelangt - den Amerikanern etwas voraus insofern, als dass wir doch wesentlich subtiler beeinflussen. Jetzt verfalle auch ich der Arroganz...
  2. Gueven schrieb: Das sehe ich genauso. Wobei man hier vielleicht noch ergänzen könnte, dass die mediale Wirkung solcher Vorfälle auf die Massen arabischer Länder wesentlich höher ist als in westlichen Staaten und eine im Westen ungekannte Breitenwirkung hat. Das hat folgende Gründe: Zum einen ist der Anteil der Analphabeten in der arabischen Staaten spürbar höher als in den europäischen. Die Folterbilder auf den billigen Massenblättern der arabischen Welt radikalisieren um so mehr, als dass viele nicht den erklärenden Text daneben lesen können. Bilder sind eine ausdrucksstarke Form der Sprache, aber neigen stark zur Vereinfachung. Zum anderen ist das Ehrgefühl ausgeprägter als bei uns. Solche Vorfälle werden wenig abstrahiert, analysiert und relativiert, was hier unbedingt vonnöten wäre, um festzustellen, dass es sich hier nicht um DIE US-Armee handelt, sondern um inakzeptable Einzelpersonen. Die Emotionalität überschwingt mit der Woge des verletzten arabischen Stolzes jegliche Rationalität.
  3. Ich denke, zwei Gründe waren ausschlaggebend dafür, dass er dann so plötzlich ein Geständnis abgelegt hat. Zum einen war seine Lage juristisch gesehen aussichtslos. Alle Indizien und Zeugen sprachen gegen ihn, seine widersprüchlichen Aussagen flogen ihm nur so um die Ohren und der Druck stieg ins Unermeßliche. Zum anderen, und das ist wohl der essentielle Punkt, hatte er erfahren, dass seine Frau hinter der Trennscheibe das Geschehen mitverfolgte. Erst nachdem ihm das gesagt worden ist, brach er zusammen und gestand. Ich habe dieses Geständnis als Abrechnung verstanden. Er wird dadurch zum Angeklagten und Ankläger in einer Person, er ist Opfer und Täter zugleich. Hearst möchte seine Frau für "seine" Taten moralisch mitverantwortlich machen. Es wirkt wie ein verzweifeltes Aufbegehren gegen ihre dominante Stellung in der Ehe, als ob er Aufmerksamkeit und Respekt erheischen will, aber letztlich ist es wohl so, dass er durch die Zerstörung seines Lebens das seiner Frau mitzerschlagen möchte, das an die Reputation und das Vermögen ihres Ehemannes gebunden ist.
  4. Gueven schrieb: Dies kann ich nur bekräftigen. Ich bin offen gegenüber neuen Themen. Es muss ja nicht immer die Politik sein. In diesem Sinne würde ich es sehr begrüßen, wenn auch mal Fragen der wesentlich weniger kontroversen Kunst erörtert werden würden: Ballett, Malerei, Film, Literatur, Theater, etc. An den Weihnachtstagen boten uns einige Sender ein wahres Feuerwerk an Kultur, wenn ich an die Dokumentationen über Napoleon, die Romanows, Nurejew oder Paul Gauguin erinnern darf. Gesprächsstoff ist wahrlich genug da. Empress schrieb: Generell: Es ist lächerlich, dass das Wort eines 80-Jährigen mehr zählen soll als das eines von mir aus 20-Jährigen. Diese Praxis und dieses Denken ähnelt und ist vergleichbar mit der voremanzipatorischen, archaischen Auffassung, dass eine Frau niemals so erntzunehmen sei wie ein Mann, denn beides urteilt antizipierend, vorwegnehmend ohne Berücksichtigung der Person. Empress, glaubt Du denn auch noch daran, dass, weil die Schwarzen ja alle so ein großes Geschlechtsteil haben, nicht denken können? Ein zweiter Beleg: Viele der Jugendlichen, die in den letzten Jahren des Weltkrieges im Volkssturm kämpften, werden mit ihren 18 oder 19 Jahren soviel erlebt und durchgemacht haben, wie mancher 95-Jähriger dieser Zeit. Gueven schrieb: Ihm scheinen die Argumente auszugehen... Ich denke, wir beenden die Diskussion an dieser Stelle besser. Man sollte des Kindes Trotz, geboren aus seinen einigen Unzulänglichkeiten, nicht noch weiter herausfordern.
  5. @Obispo Ich trage selbst Zeitungen aus, da werde ich als allerletzter einen Grund haben die Putzfrau zu umgehen. Im Gegenteil, ich habe im alltäglichen Gespräch einen sehr guten Draht zu den einfachen Menschen, wenn auch keinen innigen. Sicherlich stelle ich dazu meinen Sprachstil um, in gewisser Weise inkonsequent aber pragmatisch. Ich bringe ihnen wohl zehnmal mehr Respekt entgegen als du mir, dennoch empfinde ich Verachtung für diejenigen, die sich außerhalb des Gesetzes stellen, worauf sich auch meine unnachgiebige Haltung in Bezug auf die Todesstrafe gründet. Wobei ich dazu sagen muss, dass ich glaube, dass Du meine Beiträge mißverstehst, zu persönlich nimmst und dich nicht auf diese abstrahierende, intellektuelle Form des Gespäches einläßt. Zwei Beispiele: 1. Ich habe nie von der "Rasse der Superintelligenten" gesprochen. Das Wort "Rasse" wurde in diesem Kontext benutzt:"[...] und die Erkenntnisse machen klar, dass eine Klassengesellschaft noch nie so begründet war wie diese, die wir zu erwarten haben, denn sie errichtet sich weitestgehend ohne Berücksichtigung von Rasse, Stand, Äußerlichkeit oder Hautfarbe." Intelligenz war nur Versatzstück, eine andere Auslegung wäre eine maßlose Verinfachung dessen, was ich gesagt habe. 2. Du meinst das auch noch andere Eigenschaften für einen Menschen wichtig sind, ich auch. Hierzu dieses Zitat: "Neben bedingsloser Disziplin und Opferbereitschaft gesellt sich in vielen dieser Fälle eine feste Überzeugung, ein ausgeprägter Leistungswille, Zielstrebigkeit und eine schon fast erschreckende Ernsthaftigkeit dazu. Sicherlich ist dies nicht alles, was einen Erwachsenen ausmachen sollte [...]." Zu dem einzigen Argument, dass Du vorbringst: Die Lehre verliert mehr und mehr an Boden. Früher war es möglich, so hat es zum Beispiel Olaf Henkel vorgemacht, ohne Studium in die höchsten Chefetagen vorzustoßen, worauf Du vielleicht auch anspielst. Dies hat sich verändert, wobei ich jenen Trend ausdrücklich nicht bewerten möchte. Eine Ursache dafür, dass Nicht-Abiturienten und Non-Akademiker weniger Chancen haben, ist vielleicht, dass Fremdsprachenkenntnisse, Auslandsaufenthalte und Auslandssemester ausgesprochen gerne gesehen werden und einen unschätzbaren Vorteil in jeder Bewerbung darstellen. Als letztes: Bitte lasse mich an Deinen Überlegungen teilhaben, wenn Du behauptest, dass mein Beitrag zu einem Großteil Unsinn sei... P.S.: "Terminator"?? Dieser Streifen läuft in Filmkunstkinos leider nicht. Obispo schrieb: in Verbindung mit dem hier... Entlarvend.
  6. Generell sollte man sich in jeder Debatte über die Todesstrafe bewußt machen, dass selbst die Wiegen der Demokratie, deren Gedankengut zu verteidigen einige in diesem Forum immer wieder vehement Anspruch erheben, die Todesstrafe bis in das 20 Jh. hinein als legitimes Mittel demokratischer Herrschaft zurückgegriffen haben und zurückgreifen. Die "primitive Keule der Todesstrafe", um in diesen so historisch inkompatiblen Worten zu bleiben, was noch näher erläutern sei, wurde namentlich in Frankreich vollzogen und bis heute in den USA, deren Revolution von 1776 das Fanal für alle europäischen, aufklärerisch-inspirierten Umwälzungen war. Es ist immer wieder eine burleske Angelegenheit, dass sich ein Gesprächspartner einerseits als flammender Vertreter der Humanität, der Aufklärung und der Demokratie womöglich mit viel Pathos in der Stimme verstanden sehen will, andererseits aber die Todesstrafe und die USA gleich mit - als Zielscheibe und Projektionsleinwand für andere, hier nicht weiter beschriebene, emotionale Regungen - aufs Schärfste bekämpft, obwohl diese der Hort seiner gedanklichen Überzeugung sind und waren. Die Frage, die sich dann zu stellen anbietet, ist jene, ob es sich nun bei diesem Fall von geistiger Verirrung um historische Inkonsequenz oder schlichtweg historische Unkenntnis handelt. Gueven schrieb: Ich spreche ausdrücklich nicht von "verfahrenstechnischen Gründen", sondern von Prinzipien, die dieses Rechts-System im Laufe der Jahre vollkommen verinnerlicht hat, nämlich davon, dass das deutsche Recht den Täterschutz und die Sorge über alles andere stellt. Ein vom deutschen Rechtswesen unausgesprochener Grundgedanke, der dazu führt, dass das Rechtsbewußtsein der Menschen nicht mehr folgen kann, da das Gesetz sich nicht mehr an den Menschen selbst und deren Rechtsempfinden orientiert (s. Beispiele). Dies soll kein Plädoyer für Volks- oder Rätejustiz sein, aber für eine Justiz und Gesetzgebung, die sich vornehmlich in der Verantwortung für den ehrlichen, gesetztreuen Menschen sieht, die nicht abgehoben an der Gesellschaft vorbei urteilt und denen, die sich nicht in dieser Gesellschaft integrieren können und den Schluss daraus ziehen, destruktiv tätig werden zu müssen, in welcher Form auch immer, mit aller Härte begegnet und nicht, so wie es gängige Praxis in Deutschland ist, mit aller Macht völlig inkohärente und unverständliche Entschuldigungen im Sinne der Täter sucht und dies um jeden Preis, selbst um den der Gerechtigkeit (s. Metin Kaplan). Ich wiederhole mich mit diesen Ausführungen, aber anscheinend ist Gueven nicht klar, dass wir hier nicht von eine temporären, leicht entschuldbaren "Schwäche" reden, sondern von einem essentiellen Kernproblem. Zu der Verbindung des vohergehenden Teils mit der Todesstrafe: Opferschutz und Genugtuung, nicht um die alttestamentarischen Vorstellung "Aug um Aug" zu verfolgen, sondern um dem seelischen Genesung des Opfers keine Steine in den Weg zu legen, das muss eine wichtige gedankliche Grundlage der Todesstrafe sein, in Analogie zu jeder anderen Bestrafung. Die Todesstrafe, so wird sie auch in den USA betrachtet, ist eine Form der Restauration und der Reparation. Der Versuch ist es wert, dem Opfer sein ursprüngliches Leben so weit wie möglich wiederzugeben. Dies ist die höchste und a priori zu verfolgende Form der Humanität, die die Gegner der Todesstrafe bei der Überquerung des reißenden Flusses, in ihrem, vielleicht von hehren Zielen getragenen Drang so beeinträchtigt, dass sie die Brücke übersehen, auf der Strecke lassen. Der Wanderer, der dieses Unternehmen wagt, wird am anderen Ufer angelangt Frau und Kind verloren haben und seine äußerliche Verfassung wird sich so geändert haben, dass er sich selbst im Spiegel nicht erkennen könnte, so haben ihn die Fluten zugerichtet. Gueven schrieb: Ein schönes Gegenbeispiel ist der Fall des RAF-Terroristen Klein, der trotz seiner Teilnahme an Morden und den ausdrücklichen Wunsch der Witwe eines wichtigen Opfers, nach lächerlichen 5 Jahren Haft vom Bundespräsidenten begnadigt worden ist. Tango schrieb: Sicherlich habe ich mich ein wenig überspitzt ausgedrückt. Im Wesentlichen orientiere ich mich an meinen Erfahrungen und u.a. an den Erkenntnissen der bekannten Shell-Studie. Wir müssen in Deutschland innerhalb der Jugend die Entwicklung zweier weit auseinanderdriftender Bewegungen (es ist schwer, einen Begriff dafür zu finden) konstatieren. Da wäre die Mehrheit, die Gruppe, deren Versäumnisse und Defizite ich angeprangert habe und eine Minderheit, deren Disziplin, deren Bildungsdrang und vor allem deren Ehrgeiz außerordentliches Lob verdient. Diese Gruppe hat einen ohne Frage elitären Charakter, der im harten Kontrast zu der Mehrheit der Jugendlichen steht. Sie werden die Führungsschicht von morgen sein. Das "Oben" und "Unten" der Zukunft deutet sich schon heute an und die Erkenntnisse machen klar, dass eine Klassengesellschaft noch nie so begründet war wie diese, die wir zu erwarten haben, denn sie errichtet sich weitestgehend ohne Berücksichtigung von Rasse, Stand, Äußerlichkeit oder Hautfarbe. Zu dem Thema "Alter": Ich hatte schon befürchtet, dass mein Alter zum Anlass genommen wird, Äußerungen nicht den Wert und die Akzeptanz zukommen zu lassen, die sie vorher bekommen haben. Dies ist ein typisches Phänomen unserer Gesellschaft, dass jungen Menschen nicht die Seriösität entgegenbracht wird, die der Lage entsprechend angemessen wäre, weshalb ich auch mit dieser Reaktion gerechnet habe. Aber ich warne eindringlich davor, diesem allgemeinen, irreführenden Trend zu folgen. Ich habe damit ganz persönliche Erfahrungen gemacht und gelernt, dass das Alter so weit wie möglich als irrelevant betrachtet werden sollte. So betreibe ich seit wenigen Jahren eine Sportart, bei der ich Kinder und Jugendliche gesehen und kennengelernt habe, die erwachsener und reifer sind als mancher Erwachsener und wohl auch die Mehrheit der Volljährigen in diesem Forum. Neben bedingsloser Disziplin und Opferbereitschaft gesellt sich in vielen dieser Fälle eine feste Überzeugung, ein ausgeprägter Leistungswille, Zielstrebigkeit und eine schon fast erschreckende Ernsthaftigkeit dazu. Sicherlich ist dies nicht alles, was einen Erwachsenen ausmachen sollte, aber von einer außergewöhnlichen, charakterlichen Grundlage und Festigkeit kann man auszugehen. Ergo: Das Alter sollte kein Kriterium sein, es stellt eine gefährliche Chimäre dar, deren zugegebenermaßen subtile Wirkung aufgrund unserer gesellschaftlichen Prägung verankert ist, was aber nur ein Grund mehr sein muss, gegen diese Form der eigenen Irreführung vorzugehen. Sokrates hat da ein Rezept für uns, um dem Einhalt zu gebieten: "Sprich, damit ich sehe, wer du bist."
  7. Gueven schrieb: Ich weiß, dass die Geheim-Verhandlungen schon seit neun Monaten liefen, aber es erscheint mir doch weniger zufällig, dass wenige Tage, nachdem die Bilder des gedemütigten Saddam Husseins und die Ankündigungen George W. Bushs diesbezüglich um die Welt gingen, diese langwierigen Verhandlungen zu einem erfolgreichen Abschluss kamen. Sicherlich, man kann in der Politik an den Zufall glauben, er spielt manchmal eine Rolle, aber man sollte ihn überschätzen. Gueven schrieb: Definitiv nicht. Du stellst einen Urteilsspruch erfahrener, befähigter und im Moment der Entscheidung mit Vernunft agierender Richter gleich mit einem womöglich emotional aufgeladenem, von einer Einzelperson ausgeübtem und von ihren ureigensten Interessen geleitetem Mord. Das ist nicht dasselbe und deshalb begeben wir uns auch nicht auf die Stufe des Täters. Eine weitere Überlegung: Wie oft würde sich dann der Staat auf die Stufe des Täters stellen? Denken wir nur einmal an gewalttätige Demonstrationen, die die Polizei mit Schlagstöcken und Wasserwerfern beenden muss. Der feine Unterschied liegt darin, wer die die Gewalt ausübt, mit wessen Billigung und auf welcher Grundlage. Das sind die Kriterien, die angelegt werden müssen und die Du vollkommen ausblendest. Mit diesem Argument wendest Du Dich gegen jegliche staatliche Gewalt, obwohl Du vielleicht nur der Todesstrafe abgeneigt bist und obwohl der von Dir gebrauchte Begriff "Souverän" schon beinhaltet, dass es da eine enstcheidende Differenz zum Täter gibt. Gueven schrieb: Wie human eine Gesellschaft wirklich ist, läßt sich an den Schwächsten ablesen und das sind wohl weniger die Verbrecher als vielmehr die Opfer. Wir betreiben in den westlichen Demokratien seit Jahren einen konsequenten Täterschutz auf Kosten der Opfer. Das ist meiner Meinung nach eine dramatische Fehlentwicklung unserer Gesetzgebung. Im Vordergrund muss die Sorge, die Reparation und die Befriedigung des Opfers stehen und nicht die Resozialisierung des Täters oder ähnliches. Es ist untragbar, dass die Opfer von Gewaltverbrechen sich mit dem Gedanken umhertragen müssen, eine Last, die ihnen dieses verquerte Verständnis von Recht aufbürdet, dass ihre Peiniger nach wenigen Monaten schon wieder auf freiem Fuße leben und jederzeit wieder zuschlagen können. Die Todesstrafe entlastet die Menschen seelisch, die wirklich getroffen sind, sie gibt denen Genugtuung und Sicherheit, die oftmals völlig unschuldig in eine bedrohliche Situation hineingeworfen sind und die noch jahrelang an den physischen wie psychischen Folgen zu leiden haben. Die Gegner der Todesstrafe erheben Anspruch darauf, Gedanken der Humanität zu vertreten, obwohl sie gleichzeitig ein Heer zerstörter und vor allem vergessener Seelen hinter sich herziehen. Ein zweiter Aspekt: Dies soll ein kurzer Exkurs sein, da wir nun schon einmal bei dem Thema Justiz sind und es doch tatsächlich Leute gibt, die auf dieses Rechtssystem in seiner jetzigen Form große Stücke halten. Dieses System von Justiz ist so perfide, dass es dem Rechtsbewußtsein der Menschen vollkommen zuwider läuft und es verwirrt. Wer man heute mit 2,2 Promille Auto fährt und erwischt wird, hat man mit härteren Konsequenzen zu rechnen als wenn man auf die Straße geht und einen x-beliebigen Menschen krankenhausreif schlägt. Ein dritter Aspekt, Stichwort "humanere Form des Strafvollzuges": Vor einigen Tagen, erzählte mir ein befreundeter Russe, dass sie einen Bekannten hätten, der sich mehrfach in Deutschland straffällig gemacht hat, um hier bleiben zu können und die Annehmlichkeiten des deutschen Strafvollzugs in Anspruch nehmen zu dürfen. Dieses Land ist so human zu den Schlechtesten und Verdorbensten, dass es ihnen ein besseres Leben zukommen läßt als die Mehrheit der Staaten dieser Welt seinen ehrlichen, arbeitsamen Bürgern. Ehrlich gesagt, ich gerate gegenüber meinen ausländischen Bekanntschaften regelmäßig in drastische Erklärungsnot, wenn ich ihnen die an Absurdität nicht mehr zu überbietende Sozial- und Rechtsgesetzgebung Deutschlands aufschlüsseln soll. Dies war beileibe nicht der erste Fall und jedesmal erlebe ich mich als sehr schweigsam und unbeholfen. Umso ärgerlicher und unverständlicher ist es dann, wenn jemand dieses durch und durch überbürokratisierte und perfide System, als "großen Verdienst der vor allem europäischen Demokratien der letzten 60 Jahre" betitelt. Zum Exkurs "Jugend": Ich denke, man macht es sich da ein wenig einfach, wenn man die Schuld ganz oder auch nur teilweise an die Lehrkräfte weitergibt. Das hat wohl andere Ursachen, deren Diskussion eines eigenen Thema bedürfte. Ich gehöre zum Kern dieser Jugend, bin wesentlich jünger als Gueven (soviel zum Thema Alter), dennoch verwahre ich mich dagegen, sie als ein Ganzes anzusehen.
  8. Gueven schrieb: Hast Du Dir schon einmal überlegt, dass die Todesstrafe einen sehr humanen, präventiven Charakter hat? Ich gebe zu, die Überlegung liegt für die Mehrheit der Leute wenig nahe, aber ich denke, sie ist legitim: Wir müssen uns doch auch die Frage stellen, wieviele Menschenleben durch die Anwendung der Todesstrafe gerettet werden? Hier zu zwei Aspekte: 1. Zuerst die globale Dimension: Die Diktatoren von heute werden es sich dreimal überlegen, ob sich ihre Grausamkeiten gegenüber dem eigenen Volk rechnen, immer mit dem Hintergedanken, dass sie vielleicht irgendwann selbst zur Rechenschaft gezogen werden könnten und sich die Geschichte Saddam Husseins an ihrem Fall wiederholt. Die Hinrichtung Saddams hätte präventive Wirkung, sie würde diejenigen, die im Verdacht stehen genauso zu handeln oder handeln zu wollen, aufrütteln und ihr Bewußtsein dafür schärfen, dass Verbrechen sich nicht immer lohnt, dass es irgendwann eine Abrechnung geben könnte und ihr Verhalten mildern, was Menschenleben schont. Der Tod eines Massenmörders ist der mit Signalen und Bildern arbeitende Schutz tausender Unschuldiger. Nebenbei: Wie gewaltig und ordnend die symbolische Kraft der Bilder von Saddam Hussein sind, zeigt sich an den aktuellen, diplomatischen Fortschritten, die die Koalition mit Lybiens Diktator Gaddafi macht. 2. In Deutschland brechen oftmals Schwerverbrecher aus oder werden bedenkenlos freigelassen. Bestes Beispiel ist der Fall Zurwehme, ein Mehrfachmörder, der wieder die Freiheit erlangte und zwei Stunden später den nächsten Doppelmord begang, ein Fall von Hunderten. Ich glaube, wir sind uns einig, dass es Menschen in unserer Gesellschaft gibt, die nicht gesellschaftsfähig sind. Wir nehmen ein Risiko auf uns, wenn wir diese Leute am Leben lassen, wenn wir ihnen die Chance geben, sich nochmal mit einem Ausbruch und über den psychatrischen Weg an uns, unseren Eltern, Freunden und Nachbarn, Mitbürgern zu versündigen. Oft wird in solchen Diskussionen das Argument angeführt, dass lebenslange Haft mehr Bestrafung ist als die Todesstrafe. Ist dieses mehr an Bestrafung und Genugtuung wirklich dieses Risiko wert? Zu dem Beispiel DDR: Die DDR war ein Unrechtsstaat und das beinhaltet, das jede Idee, die der Westen vertritt, pervertiert wurde, leider Gottes auch die Todesstrafe. Gueven schrieb: Das sei bitte Deine, persönliche Ansicht, dass meine Vorstellungen obsolet seien. Ich denke, dass ich neue Wege beschreite, die für viele nicht denkbar sind, weil ich versuche, den sehr schwierigen Kompromiss von Vergangenheit, der Erfahrung und Neuem zu finden. Apropos Jugend: Wo Du mir doch so viel Lob dargereicht hast, wollte ich Dich einmal loben, jetzt ernsthaft. Ich begrüße es sehr, dass es in unserer Jugend doch noch einige gibt, die polarisieren, die ein politisches Grundwissen, Verständnis und Interesse beweisen. Ein "Gueven", der eigentlich fast nie meiner Meinung ist und mit dem man sich heftigste Wortgefechte liefern muss, ist mir wirklich unbeschreiblich lieber als zehn andere Gesprächspartner, die einen mit banalen, höchst alltäglichen Dingen "zulabern". Und exakt das ist es, was ich an dieser Jugend so verachte und weshalb ich mich verweigere diesem trägen Mob anzugehören: Die Jugend füllt ihren Tag bis obenhin mit Banalitäten. Wer zeigt schon Interesse für kulturelle, wirtschaftliche, historische und politische Themen? Wieviele von uns gehen regelmäßig ins Theater, spielen ein Instrument, lesen tagtäglich eine anspruchsvollere Zeitung, besuchen Konzerte, rekapitulieren und erweitern Fremdsprachenkenntnisse, pflegen die Ballgesellschaft, sind in geschichtlichen Fragen firm, verfolgen die Tagespolitik, sind auf Kunst-Ausstellungen zugegen, und das ist das wichtigste, können eine Konversation führen, die nicht um Banalitäten kreist? Ich denke, man kann meine Verbitterung verstehen, wenn man sich einmal überlegt, wie wenig Jugendliche diesen Punkten, die sicherlich nicht vollständig sind und keineswegs das Ideal darstellen können und sollen, nachgehen. Fragt Euch selbst einmal, wieviel Zeit ihr für die wirklich wichtigen Fragen des Lebens aufwendet, für Eure persönliche Bildung? Sicherlich, es gibt einige Ausnahmen, aber es ist nicht die Mehrheit und es werden immer weniger, die nicht zum Lager der Spaßgesellschaft gehören. Wie schlecht werden wir einen Vergleich mit der Generation der 68er halten können? Was sind wir für eine Generation, die Kultur welcher Art auch immer verlernt und schlichtweg vergisst?? Wir drehen die Zeit um Jahrhunderte zurück und senken in einer beschämenden Weise die Flagge der Zivilisation.
  9. Gueven schrieb: Ich denke, es gibt zwei Argumente, die davon überzeugen, dass langjährige Haftstrafen bei Verbrechen gegen die Menschlichkeit, bei denen, die durch staatliche Stellen im großen Stil verübt wurden, unangebracht sind. 1. Die Todesstrafe hat eine nicht zu unterschätzende, symbolische und psychologische Wirkung. Die Hinrichtung von mordenden Staatschefs entmutigt innenpolitisch die Kräfte, die eine Restaurierung der Gesellschaft, des Staates -oftmals mit der selben Führungsspitze - anstreben. Es nimmt ihnen die Möglichkeit und vor allem die Hoffnung. ihren "Patriarch" zurückzuholen und wiedereinzusetzen. Wie gefährdet und unsicher eine Demokratie ist, wenn sie die Verbrechen einer vorhergehenden Diktatur nicht hat sühnen lassen, läßt sich am Beispiel Chile nachvollziehen. Gleichzeitig hat die Hinrichtung von Verbrechern aus höchsten Führungskreisen auch eine außenpolitische Botschaft: Hinrichtungen dieser Art sind immer auch eine Warnung an andere Diktatoren, die ähnlich vorgehen. Die USA sollten an Saddam Hussein ein Exempel statuieren, eine Kampfansage an all diejenigen, die die Menschenrechte mit Füßen treten. Außerdem möchte ich zu bedenken geben: Demokratie und Freiheit wurde noch nie nur mit der Feder und guten Worten vertreten. Nicht mit Zufall hat Justitia ein Schwert in ihrer Hand, Mariannes kämpferischer Blick zeigt Entschlossenheit und Mut. 2. Eine neue und gefährliche, vor zehn Jahren nicht zu erahnende Entwicklung macht sich in Deutschland breit: Die"Ostalgie-Welle". Ein auf den ersten Blick völlig unscheinbarer Begriff aus dem Medienbereich, fast so nichtssagend wie "Endlösung", aber eben in seiner verharmlosenden Wirkung liegt seine Gefährlichkeit. Die kommerziellen Fernsehsender zelebrieren die DDR und betreiben damit Geschichts(ver-)fälschung auf populärem Niveau im großen Stile. Nach Goebbels Propagandaministerium gab es wohl noch keine Institution, die wie RTL es so perfekt verstand, die Massen zu täuschen und aus dem Luzifer einen Gabriel zu machen: Relativierung jenseits des Levels eines Herrn Hohmann. Mal ein paar Fakten für die Jugend, zu der ich leider Gottes auch gehöre: Die DDR war und bleibt ein Unrechtsstaat, in Bautzen wurde gefoltert, an der Grenze wurde gemordet. Ein Gestapo ähnlicher Geheimdienst sorgte für Staatsterror, demokratische Ideen wurden pervertiert und die Lüge war oberstes Staatesprinzip. Denunziantentum und Spitzelei schafften ein Klima der Angst und des Mißtrauens, die "Nischengesellschaft" bildete einen harten Kontrast zur staatlich verordneten "Kollektivmanie". Der "große Bruder", dessen Gedankengut man sogar hörig war als dieser sich schon längst davon verabschiedet hatte, ließ 20 Millionen Menschen in Sibirien elendig verrecken. Ihm stand man zur Seite als es im Prager Frühling darum ging, die Knospen der Freiheit abzuschlagen. Und heute: Heute erreichen Fernsehshows hervorragende Einschaltquoten, die mit Guter-Laune-Musik anfangen und mit dem Tenor enden, dass doch "nicht alles in der DDR schlecht war". Günter Schabowski lässt kein Interview aus seine "Geschichte" der DDR darzustellen, Egon Krenz erscheint als unrechtmäßig von der deutschen Justiz Verfolgter, und Erich Honecker als netter Onkel von nebenan, dessen Akzent doch so urkomisch ist. Und weißt du warum, das unter anderem so ist, Gueven? Weil wir es versäumt haben, Gerechtigkeit walten zu lassen und den Mördern das Recht auf Leben abzusprechen, so wie sie es ihren Opfern getan haben. Die Masken sind noch nicht gefallen, der Vorhang erst recht nicht.
  10. Gueven schrieb: Das entspricht wirklich nicht den Tatsachen. Saddams "Schergen", seien es nun Saddams Freunde, seine Leibwächter und Berater, hatten immer eine ernorme Angst vor ihm. Keiner wagte es in irgendeiner Form Kritik zu üben oder unangenehme Wahrheiten auszusprechen, auch nicht wenn dadurch eklatante, militärische Fehler bewußt verschwiegen wurden, so geschehen im Ersten Golfkrieg: Saddams Generälen war klar, dass der Rückzug aus Kuwait unvermeidlich war und die USA vor ernsthafte Probleme stellen konnte, denn die irakische Besetzung Kuwaits war der Grund für den amerik. Aufmarsch am Golf. Man hätte spielend den USA den Wind aus den Segeln nehmen können. Aus unserer Perspektive ist es glücklich verlaufen, denn jeder in der irak. Führung fürchtete um sein Leben und da Saddam nicht selbst auf den Einfall kam, wurde er nicht umgesetzt. Fazit: Durch seinen Terror, selbst in den eigenen Reihen, war es Saddam möglich an der Macht zu bleiben. Niemand seiner Schergen hat ihn zu dem gemacht, was er war. Die Opfer, wenn man in dieser Hinsicht davon sprechen kann, waren seine Untergebenen und nicht er. Dennoch sollten auch diese Leute gerichtet werden, um einen Neuanfang möglich zu machen. An die Adresse der Gegner der Todesstrafe: Die Bundesrepublik Deutschland ist unter anderem durch den Vollzug der Todesstrafe ein gefestigter, demokratischer Staat geworden. Dieses Deutschland hätte wohl einen anderen Weg genommen, wenn die Entnazifizierung, die die Hinrichtung vieler NS-Führungspersonen implizierte, nicht so rigoros durch die USA durchgeführt worden wäre.
  11. Gueven schrieb: Ich stimme dir in einigen Punkten zu, wenn wir über den Nutzen eines spezifischen Schriftbildes sprechen oder über die schulische Einführung im frühen Kindesalter, aber die Theorie von der universellen Grammatik ist bis zum heutigen Tage ihren wissenschaftlichen Nachweis schuldig geblieben. Auch ist es nicht verständlich, wie man behaupten kann, dass sich der Schwierigkeitsgrad beim Erlernen einer Sprache einzig und allein nach dem Lebensalter richten soll. Dies als ein Faktor von vielen zu betrachten, eine wichtige Prämisse ohne Frage, aber die Sprache selber ist ebenso verantwortlich. Das lässt sich relativ leicht am konkreten Beispiel nachweisen: Die deutsche Sprache ist schwieriger als die englische, da jedes Wort einen oftmals nicht logisch erschliessbaren Artikel mit sich führt, da sie die vier Fälle kennt, deren Anwendung bei vielen Verben mitgelernt werden muss, da sie im Vergleich zu anderen Sprachen (s.osteuropäische Sprachen) überdurchschnittlich viele Zeiten besitzt. Um das nochmals empirisch zu belegen: Nehmen wir einmal ein Kind von 12 Jahren, das gleichzeitig mit zwei Sprachen, Russisch (oder auch Chinesisch) und Englisch, beginnt und für beide die selbe Stundenzahl und die selben Hilfen zur Verfügung gestellt bekommt. Bei welcher Sprache würde es sich leichter tun?
  12. Mirabeau

    Zigaretten

    Gueven schrieb: Generell einmal zu dem Vergleich Alkohol-Rauchen: Wir sollten diese beiden Dinge nicht auf eine Stufe stellen, was öfters durch Vereinfachung geschieht. Zum einen ist der Alkohol nicht so ein "öffentlicher Störenfried" wie das Rauchen. Wenn man zum Beispiel im Restaurant jemanden neben sich hat, der Alkohol zu sich nimmt - das soll ja schon mal vorkommen - , dann ist das wohl für niemanden eine Belästigung, weil Alkohol nicht stinkt und der Nachbar nicht gezwungen wird, mit zu kosten. Zum anderen ist der Rauch gesundheitsschädlich, was die Angelegenheit entschieden schwerwiegender macht, denn als Raucher schädige ich meine nichtrauchenden Mitmenschen ohne deren Einwilligung. Alkohol hingegen ist eine Frage der persönlichen Entscheidung, die keinen Einfluss auf andere Menschen nimmt. Die Belästigung durch Kettenraucher, ich möchte jetzt auf die Extremformen der Drogen hinaus, ist höher als durch Alkoholiker, das Pendant, weil diese es sich verkneifen können, in der Öffentlichkeit zu trinken und das dann lieber im Büro oder zuhause machen. Die Kettenraucher müssen nach jeder Stunde an die frische Luft und halten den Betrieb auf. Schlussendlich, Alkohol ist gemeinhin eher als deutsches Kulturgut zu bezeichnen als das Rauchen. Das Weissbier auf dem Oktoberfest ist eine Institution, das Rauchen einer kleinen Zigarette von Marlboro light zählt wohl für niemanden zu einer Form von Traditionsbewahrung. Naja, ich persönlich trinke weder Bier noch rauche ich. Tango schrieb: Ihr wisst, worauf ihr euch einlasst, es ist euch also bewußt, dass euch zum Beispiel Sport schwerer fallen wird, dass ihr höchste gesundheitliche Risiken, wie Lungenkrebs bis hin zum Tod, auf euch nehmt und trotzdem findet ihr nicht die Kraft und die Standfestigkeit aufzuhören. Das ist für mich irrational und unverständlich. Wenn ich mir doch bewusst werde, dass ich auf dem falschen Weg bin, dass etwas meinem persönlichen Fortschritt auch nur versucht zu bremsen oder in irgendeiner Weise sogar gefährdet, wende ich mich mit aller Macht gegen dieses Moment der Gefährdung. Das Erkennen derselbigen ist dem Menschen schon die halbe Rettung. Sicherlich, Sucht bleibt Sucht, aber dieses triebartige Verhalten, das unbestimmte Verlangen nach etwas ist wohlgemerkt ein nicht zu unterschätzender, dennoch ein leicht besiegbarer Feind des Menschen. Einmal vom Verstand als Feind enttarnt, sollte es zu unterwerfen sein, wenn nicht sogar abzutöten. Exakt das macht uns zur Krone der Schöpfung und diesem Anspruch gilt es gerecht zu werden, nicht nur um desselben willen, sondern auch um unserer selbst willen.
  13. Mirabeau

    Zigaretten

    Gueven schrieb: Zum Beispiel? LilShakira schrieb: Es ist wirklich schade, dass die Vernunft vieler Menschen bei diesem Thema aussetzt und die Sprüche, die auf den Packungen stehen, nicht mit der Ernsthaftigkeit, die in diesem Falle unbedingt geboten ist, hinterfragt werden. Insofern ist es nur folgerichtig, dass man die Leute über ihren Geldbeutel "ins Gewissen reden" muss. Wo gutes Zureden (Werbespots, Sprüche, schulische Aufklärung in Sachen Gesundheit) nicht mehr fassen, bleibt dem Gesetzgeber nicht anderes als zu härteren Formen zu greifen, selbst wenn der zur Zeit vielleicht auch auf die positiven Nebeneffekte im finanziellen Sinne einer solchen Maßnahme schielt.
  14. Zu Kill Bill habe ich letztens eine Rezension in der FAZ oder der SZ - bin mir nicht mehr sicher - gelesen. Der Film wurde aufgrund der expliziten Gewaltszenen scharf verworfen, die auf den Autor in dieser Härte keinen Sinn machten. Das Neue, was für manchen Besucher auch den Reiz dieses Films ausmacht, ist wohl, dass die Gewalt wohl fast ausschließlich von weiblichen Figuren ausgeht, seit Menschengedenken urmaskuline Verhaltensweisen und Charakterzüge werden durch Frauen geprobt und zelebriert. Der Fluch der Karibik ist ein seichter, trivialer Unterhaltungsfilm, der keinerlei Anspruch auf Logik, Klasse und Intellektualität erhebt. So etwas Stumpfsinniges, das völlig losgelöst von Inhalt und Moralvermittlung agiert, habe ich seit Jahren nicht mehr gesehen. Aber Swimmingpool soll wohl ganz gut sein. Findet man jedoch meistens nur in den Programm- oder Filmkunstkinos. Ich halte es immer so, dass ich mir die Kulturzeitschriften der umliegenden Großstädte besorge und dann in die meist prämiertesten Filme hineingehe.
  15. Sk8er Boi schrieb: Was war denn das Oberthema, in das Allende integriert war? Ist das Beispiel Chile exemplarisch gebraucht worden? Ich frage so nach, weil Südamerika ja doch ein wenig zu kurz im Geschichtsunterricht kommt. Ich beziehe eine deutschsprachige Zeitschrift, die sich mit der ganzen spanisch-sprachigen Welt befasst, und die letzte Ausgabe enthielt ein Interview mit dem Macher dieser Sendung und weitere Hinweise. Aber ich warne davor, jede Reportage in Sachen südamerikanische Politik und Geschichte als die volle Wahrheit hinzunehmen. An diesem Thema scheiden sich die Geister, die ganze Materie ist emotional aufgeladen und die Objektivität bleibt mithin auf der Strecke. Es bietet sich natürlich auch an, da die Zuschauer entweder völliges Neuland betreten oder sich nur wenig mit Südamerika befasst haben, den Zuschauer in eine dem Dokumentarfilmer angenehme Richtung zu lenken. Aus Grün machen manche Filmemacher schwarz oder auch weiß, was nicht heißen soll, dass falsche Fakten präsentiert werden, sondern dass alles eine Frage der Auslegung der Fakten und auch der Wahl der gebrachten Fakten ist. Vielleicht hat gestern abend jemand die ARTE-Reportage "Aufstieg und Fall des Salvador Allende" gesehen, ein klassisches Beispiel dafür, wie man durch die Wahl der Fakten beeinflussen kann. Dadurch dass die Motive der Mittelschicht zum Widerstand gegen Allende unerwähnt blieben, setzt sich diese für den Zuschauer automatisch ins Unrecht.
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